Markus Blättler
Geschäftsführer SWL Energie AG, feiert das 100-Jahre Jubiläum der Lenzburger Energieversorgerin
«Die SWL Energie AG sieht heute ganz anders aus als vor 100 Jahren. Und es wird sich auch weiterhin noch vieles verändern. Uns ist bewusst, dass wir in Zukunft ohne fossile Energie auskommen müssen – der Umwelt zuliebe und um unabhängig zu werden.»
Bild: Ehemaliges Gaswerk in Lenzburg, um 1960. Quelle: Archiv SWL
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Ich bin Markus Blättler, Geschäftsführer der SWL Energie AG und in diesem Jahr feiern wir 100 Jahre Städtische Werke Lenzburg, was später die SWL Energie AG wurde. Im Herbst, so habe ich vor kurzem festgestellt, werde ich ein persönliches 50-Jahr-Jubiläum in der Branche haben. Ich ging bereits mit 11 Jahren Zähler demontieren ins Elektrizitätswerkt. Von dem her: Wenn wir von 100 Jahren SWL sprechen: Die Hälfte dieser Zeitperiode habe ich selbst hautnah miterlebt.
Zunächst waren es drei Werke, die unabhängig voneinander funktionierten. Im Jahr 1922 wurden die drei Werke zusammengeschlossen zu den Städtischen Werken Lenzburg. Wenn ich dann vergleiche, was die dazumal für Anlagen hatten… Schutzvorrichtungen, die früher nicht notwendig waren oder die nicht ernstgenommen wurden…. Und heute wird detektiert, ob jemand im Haus einen Leiter berührt. Hier hat die Elektronik in hohem Mass Einzug gehalten und es hat sich radikal viel verändert.
Auch das ganze Messwesen ist anders. Das sind nicht mehr Motörchen, die drehen, sondern Computer, die installiert werden und kommunizieren können, sodass man nicht mehr vor Ort ablesen gehen muss. Früher gab es Grosmütter, die die drehende (Zähl-)Scheibe mit einer Stricknadel blockierten, um Stromkosten zu sparen. Das ist heute natürlich nicht mehr möglich. Wenn man heute an einem solchen Gerät herumhantiert, merken diese das und melden es zurück.
Zur Energiezukunft… Wir müssen aktuell im Winter importieren – für die Schweiz kommt die Energie aus Baden-Württemberg. Aber die müssen nun selbst schauen, dass sie genug haben. Daher werden wir wohl irgendwann zu wenig haben. Die Grossindustrie hat Post erhalten und weiss, dass man sich darauf einstellen muss, dass man zum Beispiel in einem Monat 20% weniger verbrauchen kann/soll/darf. Was in den nächsten Monaten auf uns zukommen wird, ist sehr schwer abzuschätzen. Ich bin überzogen, dass wir 100% erneuerbar sein werden und dadurch auch weitestgehend autark. Wir werden also nicht mehr bibbern, ob Putin uns den Gashahn abdreht oder wir das tun müssen, weil Putin Menschenrechte verletzt.
Auf der einen Seite können wir froh sein, dass wir Gas verkaufen können. Auf der anderen Seite sollten wir weniger Gas absetzen. Da liegt bei uns ganz klar einen Widerspruch und wir müssen das beste daraus machen. Beispielsweise wenn es jetzt darum geht, Gas zu ersetzen, bauen wir Fernwärmeverbünde mit Holzschnitzel. Die Altstadtheizung ist aktuell noch Gasbefeuert und die wird umgerüstet auf Holzschnitzel. So können wir, nebst dem, dass wir etwas verloren haben, wieder etwas dazugewinnen.
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