Kurt Fasnacht
Mühlendoktor, restauriert Mühlen in der ganzen Schweiz
«Schon seit Jahrtausenden nutzen wir Menschen die Kraft des Wassers. Das fasziniert mich – auch heute noch, wenn ich das ruhige fft, fft, fft, eines Wasserrades höre. Ich bin auch schon eine halbe Stunde nur vor einer Mühle gestanden und habe nur nachgedacht.»
Bilder: Anita Affentranger
[Stromgeräusch hörbar]
Wenn ich an Energie denke, denke ich lustigerweise nicht zuerst an Wasser oder Wind, sondern an eigene Energie. Körperenergie. Was darüber hinausgeht… das ganze Weltall ist Energie.
Wenn ich eine Mühle restauriere, gibt es eigentlich kein «normal». Vor gewissen Maschinen habe ich schon Respekt, vor komplexen Sachen. Ich stand auch schon mal eine halbe Stunde nur da und habe studiert. Schliesslich habe ich nicht Techniker oder Mechaniker oder Ingenieur gelernt. Ich bin einfach ein Müller und Schreiner und versuche das so gut und genau wie es geht wiederherzustellen.
«Mühlenarzt» ist ein stehender Begriff in Deutschland. Das heisst, das war eine Berufsbezeichnung im Mittelalter bis in die Moderne. Ich fand, bei uns sagt man dazu Doktor. Man geht nicht zum Arzt, sondern zum Doktor. Das ist meine Form, bei der ich fand, so kann man das in der Schweiz nennen – «Mühlendoktor».
Was mich an der Wasserkraft fasziniert, ist, wenn es nach einer Restauration wieder dieses ruhige, monotone Geräusch des eintretenden Wassers gibt. Das tönt dann etwa «ftftft». Viele Leute identifizieren eine Mühle mit Rattern. Ich habe das auch schon gelesen, dass Leute sagen «das lustige Knacken des Wasserrades…» - da denke ich, [lacht kurz auf] die ist wohl kaputt.
Bei Wassermangel hatte man früher fast keine Chance, weil man ja auf diese Kraft eingerichtet war. Da konnte man nicht einfach schnell ein Windrad bauen. Es gibt ein Berufsrätsel zu diesem Thema: «Hat er Wasser, trinkt er Wein. Hat er kein Wasser, trinkt er Wasser». Das ist der Müller. Wenn er Wasser auf dem Rad hat, geht es ihm gut. Dann kann er Wein trinken. Es war ein Lebensnerv. Wie wenn man heute den Strom abschalten würde. Da kann man dann sehen, wie lange das geht…
Vom geschichtlichen Abriss her, startet man eigentlich bei den Stampf- und Reibmühlen, wie man sie heute noch in Afrika sieht. Dann passierte eine Mechanisierung, wo man zwei runde Steine aufeinanderlegte und diese mit Wasser, respektive dem Wasserrad, antrieb. Das war vielleicht 500 bis 1000 Jahre vor den Römern. Und das hielt sich eigentlich so bis etwa 1800, 1850. Dann passierte noch einmal ein wesentlicher technischer Schritt, dass man dies mit zwei Walzen machte und so gemahlen hat.
[Stromgeräusch hörbar]