Kathrin Schöb
Leiterin Fricktaler Museum in Rheinfelden, kennt die pionierhafte Geschichte des Rheinfelder Wasserkraftwerks
«Das Wasserkraftwerk in Rheinfelden war die älteste Drehstrom-Grossanlage mit 50 Hertz in Europa. Auch in anderen Belangen hatte es eine Vorreiterrolle: Weil die Stadt Basel Strom aus Rheinfelden beziehen wollte, das Kraftwerk aber dafür zu wenig Strom produzieren konnte, schloss es sich 1904 mit dem Wasserkraftwerk Beznau zusammen. Das war der weltweit erste Zusammenschluss zweier Kraftwerke und der Anfang des schweiz- und europaweiten Stromverbunds.»
Bilder: Fricktaler Museum / Henri Leuzinger
[Stromgeräusch hörbar]
Die Geschichte des Rheinfelder Kraftwerks geht zurück in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Kraftwerk ging 1898 mit zwanzig Turbinensätzen und einer Leistung von 10 Megawatt in Betrieb. Und bis zu seinem Abriss 2011 war es die älteste Grossanlage Europas für die Erzeugung von Drehstrom mit 50 Hertz. Das wurde später fast auf der ganzen Welt zum Standard.
Mein Name ist Kathrin Schöb. Ich bin Kunsthistorikerin und Leiterin des Fricktaler Museums in Rheinfelden. Das ist ein kulturhistorisches Museum mit Fokus auf die Geschichte und die Kultur der Region.
Schon als man das Kraftwerk plante, respektive mit dem Bau begann, waren etwa 50 Prozent vom Stromabsatz gesichert. Es gab also Firmen, die zusagten, nach Rheinfelden zu kommen und ihre Industrie dort anzusiedeln. Nun war es aber so, dass die Stadt Basel das Kraftwerk Rheinfelden angefragt hat, ob sie Strom von ihnen beziehen könnten. Rheinfelden hatte aber dazumal schon eine so grosse Auslastung, dass sie Basel nicht hätten beliefern können. Daher ging die Frage an das Kraftwerk Beznau, ob man Rheinfelden und Beznau zusammenschliessen könnte, um so einen Stromverbund zu machen, damit man genug Energie hätte, um Basel zu beliefern.
Der Tessiner Maschinenbauingenieur und damalige Direktor der Motor AG in Baden, Agostino Nizzola, hat das umgesetzt und erstmals überhaupt in der Geschichte zwei einzelne Inselnetze, also das Kraftwerk Rheinfelden und das Kraftwerk Beznau, zusammengeschaltet. Man baute eine 25'000 Volt-Leitung von Beznau nach Rheinfelden und spannte den Strom auf Rheinfelder Spannung herunter. Ab 1904 konnte man so Basel mit Rheinfelder Strom beliefern.
Mit dem Zusammenschluss der beiden Kraftwerke konnte man also erstmals einen Stromverbund umsetzen. Das war der Anfang des Stromverbunds, den man dann europäisch erweiterte und der heute sogar weltweit funktioniert.
Mit dem Zusammenschluss mehrerer Kraftwerke wurde es möglich, zu jeder Zeit so viel Strom zur Verfügung zu haben, wie man benötigte. Damit wurde der Strom alltagstauglich – vorausgesetzt natürlich, man hatte die entsprechenden Geräte.
[Stromgeräusch hörbar]