Aernschd Born
Künstler und Liedermacher, hat mit seiner Musik gegen den Bau des AKWs in Kaiseraugst demonstriert
«Die Besetzung des Geländes, auf dem das AKW Kaiseraugst gebaut werden sollte, war ein einmaliges Erlebnis. Wir lebten in Zelten und erfuhren eine enorme Unterstützung von der Bevölkerung.»
Bild: Aernschd Born während eines Anti-AKW-Konzerts, Kaiseraugst 1975. Quelle: privat
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1975 wurde in Kaiseraugst mit dem Bau des Atomkraftwerks begonnen. Das heisst Baumaschinen sind auf dem Gelände aufgefahren. Wir hatten abgemacht, wenn das passiert, dass wir das Gelände besetzen. Ich habe also meine Gitarre gepackt und bin nach Kaiseraugst gereist. Auf dem Gelände hatte es ein Feuer mit Leuten, die darum sassen, denn es war total kalt. Wir waren überzeugt, dass wir verhindern müssen, dass die Bauarbeiter mit den Baumaschinen arbeiten können. Wir bestiegen die Bagger und sagten: «Hier wird nicht gebaut!»
Eine Woche nachdem die Besetzung begonnen hat, beschlossen wir, herauszufinden, ob die Leute der Umgebung überhaupt hinter uns [als Besetzende] standen. Wir haben also eine Demonstration für den Sonntag organisiert … und dann kamen knapp 20'000 Leute. Das hat uns umgehauen! Wir fragten sie, ob wir die Anlage weiterhin besetzen sollen und sie meinten, wir sollen so lange bleiben, bis wir sicher sein könnten, dass dieses AKW nicht gebaut wird. Also haben wir Zelte aufgestellt und fortan dort gelebt. Das war ein einmaliges Erlebnis, das zu machen ich jedem gönnen würde.
Ich bin Aernschd Born, bin gegen die Atomkraft und mache Lieder. Ich wohne in Reinach im Kanton Baselland.
Als Lehrling war ich ein Hippie – lange Haare, langer Bart – aber ich war ein grosser Individualist. Ich fand, die Gesellschaft gehe mich nichts an, und wollte mein Leben so führen, wie ich es für richtig hielt. In Kaiseraugst merkte ich: Allein hätte ich den Bau des AKW nicht verhindern können, das geht nur, wenn man das gemeinsam macht. Wir sind eine Gesellschaft und die muss mit sich selbst solidarisch sein. Das sieht man auch in der Klimafrage – einer allein kann das nicht lösen, das müssen wir gemeinsam lösen. Wir haben zwar Kaiseraugst verhindert, aber die Atomkraft haben wir nicht verhindern können. Nun muss die Klimabewegung zusehen, dass endlich die richtige Richtung eingeschlagen wird.
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